Kann man dieser Zauberin trauen? Oder will man sie rumkriegen? Der Hexer muss viele Entscheidungen treffen. |
Dieses Spiel hat sich gegenüber dem Vorgänger weiter entwickelt, was die Inszenierung angeht: Es geht deutlich Richtung Action-Adventure. Darüber kann man streiten, aber das ist nicht auf Anhieb schlimm, zumal die Übergänge zum Rollenspiel erstens fließen und Letzteres ohnehin in seiner Definition schwimmt. Wichtig ist: Kann man Geralts Rolle spielen, indem man Entscheidungen trifft und die Folgen erkennt? Ja. In den Dialogen kann man mit seinen Entscheidungen nicht nur über Leben und Tod richten, sondern auch spätere Entwicklungen bis hin zum offenen Ende beeinflussen. Und das ist eine große Stärke dieses Abenteuers, denn man wird ständig mit Konflikten konfrontiert. Leider kann der Hexer jedes Gebäude und selbst bei Anwesenheit der Bewohner plündern.
Wählt man den ehrenvollen Zweikampf, um unnötiges Blutvergießen zu vermeiden? Oder bekämpft man alles, was einem über den Weg läuft? Rettet man die Huren im brennenden Bordell oder verfolgt man den Brandstifter? Egal wie man sich entscheidet: Es gibt keine Moralanzeige, die den Hexer auf eine gute oder böse Spur bringt. Aber jede Handlung wird später Konsequenzen haben, wenn man in bestimmten Szenen plötzlich anderen Leuten oder Dialogoptionen begegnet – im Vergleich zu Dragon Age übrigens in wesentlich kürzeren Abständen, so dass man viel öfter etwas davon mitkriegt und der Wiederspielwert der einzelnen Abschnitte enorm erhöht wird. Je nachdem, wie man sich im ersten Akt verhalten hat, erreicht man im zweiten Akt z.B. einen anderen Ausgangsort.
Das mittelalterliche Historiendrama
Die Kamera folgt der Schulter des Hexers ganz dicht. Das war zwar auch im ersten Teil optional möglich, aber hier fühlt man sich noch näher am Geschehen, noch mehr mittendrin. The Witcher 2 bietet keine offene Welt à la The Elder Scrolls IV: Oblivion (Wertung: 88%), aber Kontraste zwischen besinnlicher Ruhe und blutiger Action sorgen immer wieder für atmosphärische Abwechslung in den begrenzten, aber unheimlich gut aussehenden Abschnitten. Schon im Prolog staunt man über die exzellente Requiste des Spiels, das zunächst gar nicht wie Fantasy, sondern wie ein Historiendrama anmutet, bei dem die Artdesigner Wämse, Gürtel, Taschen, Klingen, Wappen und Stiefel per Zeitmaschine aus der Vergangenheit importiert haben.
Man freut sich über ein großartiges, angenehm europäisch anmutendes Fantasy-Artdesign, dem man nicht nur das künstlerische Talent der Grafiker, sondern auch die akribische Recherche hinsichtlich Architektur und Mode, Waffen und Rüstungen, Schrift und Interieur anmerkt: Hier Helme, Panzerplatten und Gambeson aus dem Spätmittelalter, da hohe Stiefel aus der Renaissance. Hier frühmittelalterliche slawische Runen und heidnische Skulpturen, da bunte Glasmalereien oder gotische Tempelkonstruktionen. So entsteht eine markante mittelalterliche Atmosphäre mit vielen grafisc
Beschränkte Stealth-Action
Allerdings ist nicht alles Genuss und Staunen, schon gar nicht das Schleichen: Nicht nur zu Beginn, auch später darf Geralt fast wie in Thief: Deadly Shadows (Wertung: 82%) auf leisen Sohlen vorgehen und Fackeln löschen – wenn er will. Das hört sich gut an, aber leider kann die Stealth-Action nicht überzeugen, denn sie steuert sich viel zu wankelmütig, was Deckung, Bewegung und Knockouts angeht. Man hat den Hexer nicht präzise genug unter Kontrolle, er späht mal um die Ecke, mal nicht. Man weiß nicht, ob man gerade im sicheren Schatten lauert, kann weder kriechen noch von Deckung zu Deckung huschen – der Hexer kann diese akrobatischen Fähigkeiten auch nicht später erlernen oder verbessern und seine Spielweise wie im kommenden Deus Ex daran anpassen.
Obwohl man die schleichende Abwechslung gerne annimmt, kommt es im ersten Akt zu frustrierenden Situationen: Da hockt man wie ein Panther oben auf einem Podest und kann vier Wachen auf ihren Patrouillen beobachten – fast wie in Metal Gear Solid. Aber dann muss (!) man tatsächlich die blöde Leiter vorne wählen, die natürlich eine unendlich lange Kletteranimation nach sich zieht, anstatt dass man links oder rechts einfach hinunter springen darf. Hier entsteht aufgrund der künstlichen Begrenzungen unnötiger Trial&Error-Frust, in dem der Hexer wie ein statischer Held der 80er Jahre agiert. Die Lösung? Viele Versuche, oft neu laden. Oder rohe Gewalt!
Ich finde Origins auch überbewertet. Wollte ein neues BG werden, hat es aber nicht ganz gepackt.
Mir hat das Spiel ebenfalls nicht sonderlich gut gefallen.
Ich habe es drei Stunden gespielt und dann genervt beendet, da ich mit dieser Welt und den Charakteren einfach nicht warm werde, zudem war mir das Kampfsystem zu ungenau und hat keinen Spaß gemacht.
Vielleicht habe ich das Spiel zu spät gespielt oder hätte vorher den ersten Teil Spielen sollen aber vermutlich hätte es nicht allzu viel geändert, ich mag Geralt einfach nicht und wenn ich schon den Hauptcharakter nicht mag, fehlt einfach die Motivation, das Spiel weiterzuspielen.
Der Vorwurf, dass keine Seele und kein Herz in dem Spiel steckt, ist allerdings absurd, denn eine Seele merkt man dem Spiel definitiv an.