Auf der Suche nach Ciri
Das Abenteuer beginnt mitten im Krieg: Auf den Schlachtfeldern liegen Leichen, an den Bäumen baumeln Gehängte, Deserteure werden gejagt, Banditen lauern in Wäldern und Flüchtlinge suchen eine Bleibe – die Kulisse zeigt keinen pathetischen Kitsch mit wehenden Fahnen. Alles wirkt etwas farbenfroher als im Vorgänger, aber CD Project RED zeigt so gekonnt wie immer auch die hässliche Fratze des Krieges. Wie sieht die politische Ausgangslage aus, die wir auch hier im Video zusammenfassen? Die Nilfgaarder haben unter der Führung von Kaiser Emhyr bereits Teile der nördlichen Königreiche erobert. Emhyr hält sogar schon Hof in Wyzima, wo im Vorgänger noch der mittlerweile tote König Foltest regierte. Aber dieser dritte Feldzug ist ins Stocken geraten – das Spiel startet also in einer militärischen Patt-Situation, die später übrigens wunderbar von einem Diplomaten auf Burg Wyzima erklärt wird. Freut euch auf dieses Kapitel und Geralts Gesicht, als er in der höfischen Etikette unterwiesen und frisch eingekleidet werden soll – köstlich.
Aber zunächst streifen er und sein alter Hexer-Freund Vesemir durch das besetzte Temerien, um einen Greif für den Nilfgaarder Statthalter zu erlegen, als sie von der Magierin Yennefer eine überraschende Botschaft erhalten – immerhin hat er sie zwei Jahre nicht gesehen. Geralt soll die Ex-Gliebte in Weißgarten treffen. Es stellt sich heraus, dass ihre ehemalige Ziehtochter Ciri, deren Ausbildung man im Prolog spielen kann (hier die ersten zehn Minuten im Video), in großer Gefahr ist: Die „Wilde Jagd“ ist hinter ihr her und der Hexer soll die junge Frau vor den mysteriösen dunklen Häschern finden, die an Tolkiens Nazgul erinnern. Was wollen sie von ihr? Ist der aktuelle Krieg gar nicht das schlimmste Übel? Naht da vielleicht eine Art Weltuntergang?
Die Story macht schon im Einstieg neugierig und steigert sich im späteren Verlauf mit einigen dramatischen Wendungen sowie politischen Überraschungen. Schön ist, dass es immer wieder informative kurze Zusammenfassungen der Hauptquest in den Ladephasen gibt. Noch wichtiger ist, dass schon in den ersten Stunden klar wird: Die Regie galoppiert nicht von Highlight zu Highlight, sondern lässt sich abseits all der Bedrohungen auch Zeit für die Kleinigkeiten, für die leisen Töne und für eine Charakterzeichnung Geralts, die abseits des Archetypischen und Heroischen auch seine alltägliche menschliche Seite verdeutlicht, seinen Humor und seine Beziehung zu den Freunden. Das war schon in den Vorgängern ähnlich, aber hier wird der Hexer noch greifbarer. Euch interessieren seine literarischen Wurzeln und der Weg vom Buch zum Spiel? Im Video zeigen wir euch, wie sich Geralt im Wandel der Zeit entwickelt hat.
Vorsicht übrigens an alle, die gerade die fünfbändige Romanreihe von Sapkowski lesen, die mit „Das Erbe der Elfen“ beginnt: Wenn ihr hinsichtlich Ciris Herkunft nicht gespoilert werden wollt, solltet ihr das Spiel vielleicht erst nach der Lektüre starten. Und falls ihr das Rollenspiel ohne all zu viel modernen Schnickschnack genießen wollt, solltet ihr in den Optionen ein wenig aufräumen.
Willkommen im Fantasy-Cockpit
Wenn man nämlich mit Geralt inklusive aller eingeschalteten Anzeigen unterwegs ist, kommt man sich fast vor wie in einem Fantasycockpit – überall Icons, Leisten, Zahlen und Hinweise wie zum aktuellen Wetter, dazu Distanzen in Metern zur aktivierten Quest, natürlich Radar und sogar gestrichelte Linien (!) zum Ziel. Da fehlen nur noch Blinker für sein Pferd Plötze, wenn man beim automatischen Reiten auf den Wegen mal abbiegen muss. Und man fragt sich unweigerlich, warum man das arme Pferd, das Geralt immer so schroff ermahnt, angesichts all dieser Hilfen nicht mal ordentlich vor Tavernen anleinen darf – ging doch auch in Red Dead Redemption.
The Witcher 3 teilt zudem einige überflüssige Komfortfunktionen mit Dragon Age: Inquisition, wie z.B. die kreisrunde Markierung eines Zielbereichs, wenn man Hinweise sucht. Zwar piept da nix in dämlicher Echolotmanier, und Schätze materialisieren sich nicht erst auf Knopfdruck am Ziel. Aber so findet man natürlich alles sehr flott, zumal man mit dem Hexersinn auch noch alles Interaktive in Orange und Spuren, Gerüche sowie Mechanismen in Rot leuchten sieht. Also doch der Fluch der offenen und total transparenten Welt?
Finde es unreal The Last of Us 2 über The Witcher 3 zu erheben und zu sagen, Witcher 3 war gar nicht so gut damals wie angenommen, ein überschätztes Game. Technisch sowieso nicht vergleichbar mit The Last of Us 2 (Witcher 3 war übrigens nicht PS4 Exklusiv, da speilen also auch andere Faktoren mit was die Engine betrifft), weil da einige Jahre und Entwicklungszeit dazwischenliegen.
Jetzt fehlt nur noch das behauptet wird The last of Us 2 hat in seiner Quantität und Qualität genauso viele gute Charaktere zu bieten wie ein Witcher...
Habe selten so eine weltfremde Meinung gehört. Es ist Dein gutes recht The Last Of us 2 als ewiges Meisterwerk anzuloben, aber besinne Dich evtl. doch ein bißchen auf Objektivität und Neutralität. Balance mein Freund ist das wichtigste im Leben!
"Ellie"
"was ist Dina"
"wie schmeckt dir Witcher 3"
"alt und zäh, wie schmeckt dir The Last of Us 2 Geralt"
"ziemlich blutig Ellie"
"eine Prise Rache verfeinert den Geschmack"
Yay
Ich hole ja gerade Hellblade nach. Und hier habe ich den Artstyle und vor allem die Farbpalette nun gefunden, die ich mir mal für Witcher 3 gewünscht habe und nach der es zu Beginn ja auch aussah, bevor CDP dann in die Bonbonkiste gegriffen haben.
Und wie stehts mir RDR2?
Ich verstehe was du meinst aber es ist doch durchaus legitim die Kamera zu kritisieren...
Die Engines sind auf komplett unterschiedliche Anforderungen ausgelegt.
TLOU2-Scripts sind deswegen so flüssig, weil sie komplett linear durchgescriptet sind und sogar von Schauspielern gemotioncaptured. Da spielt quasi nur ein Film mit festen Skript...