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The Witcher 3: Wild Hunt im Test – Krönender Abschluss der Hexersaga?

Knapp drei Jahre haben Rollenspieler auf The Witcher 3: Wild Hunt gewartet. Die Saga um den Hexer Geralt hat das Genre nicht nur aufgrund des literarischen Helden aus der Feder Andrzej Sapkowskis, sondern vor allem mit seiner Erzählweise, der Questqualität und der Inszenierung einer erwachsenen Fantasywelt bereichert. Wie wird CD Project RED die Trilogie abschließen? Können sie die Herausforderungen der neuen offenen Welt meistern? Mehr dazu im Test.

© CD Projekt RED / Bandai Namco Entertainment

Frauen, Pferde und noch besser: Gwint!

Ihr wollt nicht spazieren, sondern euch amüsieren? Wer die Entschleunigung nicht sucht, kann auch viel Spaß haben. Es gibt z.B. Pferderennen oder Bordelle inklusive weiblichem und männlichen Service. Auch das Thema Homosexualität wird gestriffen, wenn Geralt z.B. einem vom Dorf Ausgestoßenen begegnet, dessen Beziehung zu einem anderen Mann nicht gerade gut ankam. Apropos Sex: CD Project RED ist bekannt dafür, dass man das explizit inszeniert und der Hexer hat ja auch einige Liebschaften unter den hübschen Magierinnen. Aber es wird einem nicht leicht gemacht, diese schlagfertigen Ladys rumzukriegen.

Geht man in ein Gasthaus, wirkt die Szenerie mit trinkenden, fluchenden, boxenden oder würfelnden Gästen angenehm lebendig – und das teilweise auf mehreren Etagen. Man kann selbst mit seinen Fäusten in den Ring steigen, sich an miesen Wetten bereichern oder noch besser: Gwint spielen. Ich habe seit Star Wars: Knights of the Old Republic nicht mehr so viel Spaß mit einem Kartenspiel in einem Rollenspiel gehabt. Man spielt bis zu drei Runden und muss dabei mit seinen wenigen Karten gut haushalten, die je nach Waffengattung in drei Reihen platziert

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Ein Highlight für zwischendurch: Gwint. Das Sammel-Kartenspiel überzeugt mit taktischen Finessen und Spezialeffekten. © 4P/Screenshot

werden. Man kann deren Stärke mit Sonderkarten oder Dopplungseffekten erhöhen oder Nebel, Schnee und Regen wirken, die eine Reihe fast wirkungslos machen – oder das Ganze mit Sonnenschein wieder kontern. Man kann sich im Laufe der Zeit jeweils Decks in den vier Fraktionen (Nilfgaard, Nordlinge, Scoia’tel, Monster) erstellen, indem man von Händlern weitere Karten kauft oder diese im Spiel gewinnt. Es gibt in Novigrad sogar ein großes Turnier und wer da bestehen will, muss sich ein wirklich gutes Deck aufbauen. Das sind Sammelreize abseits von 1/10 Holz und 1/20 Federn, denen ich sehr gerne nachgehe.

All you can steal!

Bei allem Lob: Leider teilt The Witcher 3 ein großes Problem mit seinem Vorgänger, denn es gibt ärgerliche Defizite im Figurenverhalten. Wie kann es sein, dass man den normalen Bauern, die nicht nur laut Story unter den Kriegsfolgen leiden und hungern, sondern auch aktiv darüber jammern, alles einfach so stibitzen darf? Man kann in die meist offenen Hütten stiefeln und vor deren Augen alles einsacken – ohne Reaktion. Man kann übrigens auch in

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Man hat zu Beginn nur ein Deck aus Nordlingen, kann dieses verfeinern oder Karten der anderen Fraktionen bei Händlern kaufen oder im Spiel gewinnen. © 4P/Screenshot

fürstlichen und königlichen Gemächern alles stibitzen, was Orange leuchtet. Natürlich muss man so nicht spielen, zumal es dem Charakter des Hexers widerspricht, aber dass man es ohne irgendeine Empörung oder Reaktion überhaupt tun kann, raubt der Spielwelt einiges von ihrer Glaubwürdigkeit. Seltsam ist ohnehin, dass man ohne anzuklopfen in viele private Gemächer reinschneien darf – was zu einigen künstlichen Begegnungen führt. Es gibt allerdings auch Türen in Dörfern, die offiziell „verschlossen“ sind und sich erst über Quests öffnen lassen.

Umso skurriler ist, dass Diebstahl vor den Augen der Nilfgaarder nicht erlaubt ist: Wer da in aller Öffentlickeit z.B. Hand an einen Sack vor einem Gebäude legt, wird umgehend angegriffen. Tut man das vor den Bauern, rufen sie aber jene Wachen nicht um Hilfe und es gibt quasi keine übergeordnete Polizei oder Gerichtsbarkeit. Wir haben bei CD Project RED nachgefragt, warum man sich dazu entschieden hat, das Stehlen so zu inszenieren und eine sympathisch ausführlich, wenn auch nicht ganz überzeugende Antwort bekommen – die Kurzform: Ja, man hat sich darüber Gedanken gemacht im Team. Anscheinend war eine Sanktionierung von Diebstahl innerhalb des Spieldesigns einerseits zu kompliziert, weil man viele damit verbundene Konsequenzen hätte berücksichtigen müssen: Wo fängt Diebstahl an, wo hört er auf? Spricht er sich rum? Wer ahndet ihn? Andererseits wollte man auch ganz einfach den Spaß an der Beute zulassen und die Spieler mit all den Zutaten experimentieren bzw. handeln lassen. Trotzdem: Spiele wie Gothic oder auch Skyrim haben das besser gelöst.

  1. Finde es unreal The Last of Us 2 über The Witcher 3 zu erheben und zu sagen, Witcher 3 war gar nicht so gut damals wie angenommen, ein überschätztes Game. Technisch sowieso nicht vergleichbar mit The Last of Us 2 (Witcher 3 war übrigens nicht PS4 Exklusiv, da speilen also auch andere Faktoren mit was die Engine betrifft), weil da einige Jahre und Entwicklungszeit dazwischenliegen.
    Jetzt fehlt nur noch das behauptet wird The last of Us 2 hat in seiner Quantität und Qualität genauso viele gute Charaktere zu bieten wie ein Witcher...
    Habe selten so eine weltfremde Meinung gehört. Es ist Dein gutes recht The Last Of us 2 als ewiges Meisterwerk anzuloben, aber besinne Dich evtl. doch ein bißchen auf Objektivität und Neutralität. Balance mein Freund ist das wichtigste im Leben!

  2. Nuracus hat geschrieben: 21.07.2020 14:33 MAAANN ich weiß, jetzt kommen wieder "ABER THE LAST OF US IST KEINE LASAGNE SONDERN EIEN DOSE RAVIOLI!!!111".
    Dann ersetz das Essen in den Sätzen davor durch den üblichen Nudelauflauf. Der ja auch sehr geil sein kann (oder auch nicht) und durchaus Gemeinsamkeiten mit Lasagne hat (in diesem Beispiel: Die Storylastigkeit, mit vielen Cutscenes - das ist der Käse).
    Nö beide Spiele sind ein wahrer Festschmaus für die Genießer da draußen, man muss sie nicht gleichzeitig reinwürgen, sonst kommen keine solche amüsante Kommentare wie hier zustande :mrgreen:
    "Ellie"
    "was ist Dina"
    "wie schmeckt dir Witcher 3"
    "alt und zäh, wie schmeckt dir The Last of Us 2 Geralt"
    "ziemlich blutig Ellie"
    "eine Prise Rache verfeinert den Geschmack"
    Yay

  3. Ich hole ja gerade Hellblade nach. Und hier habe ich den Artstyle und vor allem die Farbpalette nun gefunden, die ich mir mal für Witcher 3 gewünscht habe und nach der es zu Beginn ja auch aussah, bevor CDP dann in die Bonbonkiste gegriffen haben.

  4. Nuracus hat geschrieben: 21.07.2020 13:40 Die Unterschiede sind mir völlig klar, ändern aber rein gar nichts an der echt schon fast unterdurchschnittlichen Umsetzung mit den Ladezeiten.
    Abgesehen davon, nehmen wir das Beispiel Taverne.
    Manchmal betritt man eine Taverne und wenn man einen bestimmten Punkt überschreitet, geht das Spiel (per Blackscreen) in eine Cutscene über.
    Diesen Blackscreen, der zum Teil nicht mal ne Sekunde dauert, kann man nicht anders lösen?
    Natürlich kann man das, der Blackscreen ist lediglich die einfachste Lösung, und leider auch die, die den Spielfluss am heftigsten unterbricht.
    Das fällt eben besonders auf, wenn TW3 mehrere teils kurze Cutscenes aneinander reiht und diese jeweils mit einem Blackscreen + Ladezeit unterbricht.
    Bevor ihr euch gegenseitig zerfleischt (oh immer diese Beißreflexe bei Kritik), ich finde as Spiel grundsätzlich sehr gut, obwohl es zahlreiche Kritikpunkte hat.
    Die Problematik des stotternden Erzählens fällt mir nur einfach jetzt besonders auf, da ich mit TLoU 2 das krasse Gegenteil erlebt habe.
    Es sieht aus, als hätte sich CDP da schlicht gnadenlos überschätzt.
    Nein, kann man eben nicht. Selbst wenn es Beispiele gibt, die direkt eine Szene triggern, muss die Engine so funktionieren, dass alle Fälle abgedeckt sind. In TW3 kann der Ausgang eines kurzen Dialogs schon dafür sorgen, dass die darauffolgende Szene komplett anders verlaufen wird. Die Engine muss also so aufgebaut werden, dass sie grundsätzlich immer bereit ist entweder Fall A oder Fall B zu laden, selbst wenn nach einem Dialog es kein unterschiedlicher Ausgang gibt. Auch muss immer Geralt mit dem Equipment geladen werden, das man sich auch angezogen hat, während die Ausrüstung in TLOU2 fest vorgeschrieben ist.
    Die Engines sind auf komplett unterschiedliche Anforderungen ausgelegt.
    TLOU2-Scripts sind deswegen so flüssig, weil sie komplett linear durchgescriptet sind und sogar von Schauspielern gemotioncaptured. Da spielt quasi nur ein Film mit festen Skript...

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