Mit „mechanische Apartheid“ beschreiben die Entwickler um Spieleregisseur Jean-Francois Dugas und Autorin Mary DeMarle ihr fiktives Szenario in Anspielung auf die Verachtung, die Personen mit leistungsfähigen Prothesen, so genannten Augmentierungen, dort widerfährt. Die Bevölkerung ihrer Science-Fiction fürchtet sich davor, dass die fortschrittliche Technologie gegen sie verwendet oder anderweitig missbraucht wird – zu Recht, denn genau das ist im Vorgänger Human Revolution bereits passiert.
Augmentierte Menschen benötigen deshalb spezielle Zulassungen, müssen sich stets ausweisen und werden von vielen ihrer Mitbürger verschmäht. Dutzende Polizisten patrouillieren in den Straßen von Prag, einem Brennpunkt des Konflikts. Verhaftungen sind an der Tagesordnung, Cafés und Restaurants reservieren ihre Tische für „Naturals“.
„Augs“ hingegen müssen sich auf dem Weg zur U-Bahn durch einen abgesperrten Gang zwängen. Gehen sie die breite Treppe herunter, werden sie zur Seite gewunken, kontrolliert. Und steigen sie anschließend nicht in den für sie vorgesehenen letzten Wagon, ernten sie sogar angewiderte Blicke, bevor sie nach dem Aussteigen erneut nach den
Papieren gefragt und zurechtgewiesen werden.
Das ist keine Filmszene. Das ist das Spiel, wie man es beim langsamen Erkunden etwa 60 Stunden lang erlebt. Den Großteil dieser Zeit verbringt man in der tschechischen Metropole und wer einmal damit anfängt, den für Augmentierte bestimmten Gang zu nehmen und in den hintersten Wagen einzusteigen, damit die ständigen Kontrollen nicht das Vorankommen verzögern, der erfährt eine auf den ersten Blick profane, gleichzeitig aber nervenaufreibende Form der Segregation am eigenen Leib. Klasse, dass Eidos diesen Augen öffnenden Aspekt auf so mühelose Weise und ohne erhobenen Zeigefinger zu einem Teil des Spiels macht!
Shooter, Rollenspiel und Schleichen
Natürlich soll auch Mankind Divided unterm Strich vor allem eins: unterhalten. Und das tut es auf dieselbe Art wie seine Vorgänger. Deus Ex ist damit erneut eine Mischung aus heimlichem Schleichen, einem Shooter und einem Rollenspiel, in der Spieler die Wahl haben, ob sie Gegner mit Gewalt ausschalten, sie lediglich bewusstlos schlagen oder gar komplett umgehen. Einen großen Platz nehmen wie in Human Revolution Unterhaltungen mit Figuren ein, von denen viele den roten Faden weiter spinnen, mindestens ebenso viele jedoch für die zentrale Erzählung keine Rolle spielen.
Aus diesen Gesprächen ergeben sich oft Aufgaben, die man lösen kann, aber nicht muss. So lernt man die Welt kennen, in der sich Hauptfigur Adam Jensen frei bewegen kann – immer mit der Wahl, ob er einen Raum durch den bewachten Haupteingang, über das Hacken eines elektronischen Schlosses, einen Lüftungsschacht oder auf andere Weise betritt. In vielen Dialogen hat er zudem die Wahl, wie er seinen Gesprächspartnern antwortet. Aus seinem Auftreten folgen unterschiedliche Reaktionen, oft mit verschiedenen Folgen für die Handlung.
Ich hatte es mir bereits vor längerer Zeit günstig gekauft.