Doch so ärgerlich die kleinen Unzulänglichkeiten auch sind, so sehr verblassen sie gegenüber der Art und Weise, mit der das eigene Vorgehen alle wichtigen und unwichtigen Momente beeinflusst. Mankind Divided erfindet das Rad der Entscheidungen und Konsequenzen dabei nicht neu. Es macht die Folgen des eigenen Verhaltens aber auf unscheinbare und logische Weise zu einem Teil der Entwicklungen – das ist in dieser Form bemerkenswert
Eine zentrale Rolle spielen erneut die so genannten „sozialen Bosskämpfe“; Diskussionen mit zentralen Figuren, denen man wichtige Informationen entlockt, falls man den richtigen Ton trifft. Wahlweise zeigt diesmal eine Augmentierung die Momente an, in denen man einem Gegenüber mit der entscheidenden Vehemenz unterbrechen sollte, um das Gespräch in die gesuchte Richtung zu lenken. Gibt man die falschen Antworten zur falschen Zeit, muss man die gesuchten Informationen vielleicht auf anderem Weg beschaffen.
Harmonische Showdowns
Und auch die wenigen herkömmlichen Bosskämpfe, also kämpferische Aufeinandertreffen mit erzählerisch wichtigen Widersachern, fügen sich harmonischer in den Spielfluss ein, weil sie nicht wie losgelöste Abschnitte wirken, sondern als besondere Herausforderungen aus dem normalen Spielverlauf hervorgehen. Ihr Verlauf wird zudem nicht nur davon beeinflusst, wie man sich während des Gefechts verhält, sondern auch davon, wie man sich darauf vorbereitet
hat.
Es gibt kleine Logikfehler, besonders in und nach Unterhaltungen: ärgerlich z.B., dass Jensen eine Chipkarte nicht aus einem normalen Schubfach nehmen darf, die sein Dialogpartner in einem anderem Gesprächsverlauf dort hinaus holt. Nicht immer kann man beim freien Erkunden gewonnene Erkenntnisse außerdem als Lösungen verwenden – nicht alle denkbaren Antwortmöglichkeiten haben Dugas und DeMarle als Teil der Wortwechsel vorgesehen. Man muss ihnen allerdings zugute halten, dass diese Kleinigkeiten keine Besonderheit dieses Spiels sind, sondern nur deshalb überhaupt auffallen, weil Handlungsfreiheit und ihre Folgen sonst so gelungen im Mittelpunkt des Cyper-Thrillers stehen.
Grafik: Ist „empfohlen“ gut genug?
Nur grafisch zeigt sich das Spiel nicht von einer starken Seite, da selbst ein Rechner über den empfohlenen Systemvoraussetzungen lediglich die dritthöchste Detailstufe mit meistens 60 Bildern pro Sekunde darstellt. Die Ladezeiten sind mit bis zu knapp zweieinhalb Minuten beim Wechsel zwischen den zwei Prager Stadtteilen zudem ausgesprochen hoch.
Die Kulissen sehen hervorragend aus! Die tschechische Metropole ist mit dem teils abblätternden Putz ihrer farbigen Altbauten eine erfrischende Abwechslung unter den dystopischen Schauplätzen und eins der ersten Einsatzgebiete außerhalb der Stadt bringt das große Problem die mechanischen Apartheid auf ebenso eindrucksvolle wie erschreckende Weise auf den Punkt. Doch technisch scheint die Dawn-Engine genannte Technik ein hartes Brot zu sein; angenehm rund lief das Spiel erst durch minutenlanges Anpassen der Optionen.
Auch auf PlayStation 4 und Xbox One stößt das Spiel an seine Grenzen – die Bildrate sinkt gelegentlich unter 30, auf der Microsoft-Konsole häufer als auf PS4. Auf Xbox One fallen zudem deutlicheres Flimmern und Tearing auf. Abgesehen davon sind uns aber keine grafischen Probleme aufgefallen.
Ich hatte es mir bereits vor längerer Zeit günstig gekauft.