Einen grundlegenden Widerspruch konnten Autorin DeMale und Game Director Dugas jedoch nicht auflösen: Während die Geschichte um Adam Jensen die eines zielstrebigen Agenten ist – jede seiner oft sehr unterschiedlichen Antworten zeichnet dieses Bild –, so muss man ihn doch als dreisten Einbrecher spielen, der grundlos Schlösser knackt, Computer hackt und private Notizen liest, um seine Welt so gut wie möglich kennenzulernen. Oft hüpft Jensen über Absperrungen und kriecht durch die Kanalisation… schlicht, weil er es kann. Aus demselben Grund werden die meisten Spieler seine Taschen mit dem recht üppigen Diebesgut füllen, das sie in fast jedem Raum finden.
Und leider reagiert Adams Umfeld oft nicht auf das mitunter illegale Verhalten. Durch manche Fenster kann er etwa steigen, ohne dass die dort Wohnenden den Einbruch auch mit nur einem Wort erwähnen. Einige Sicherheitsmechanisem hackt er, ohne dass er zumindest schief angeschaut wird. Büros darf er im Anwesen ihrer Benutzer leerräumen, ohne dass sie seine freche Art zumindest kommentieren.
Spielerisch ist diese Freiheit natürlich sinnvoll. Erzählerisch stellt sie aber einen Bruch dar. Zumindest das Kennenlernen der Welt und ihrer Besonderheiten sollte auf andere Weise möglich sein als durch profanes Überallhingehen. Lobenswert immerhin, dass man sich gegen den Diebstahl entscheiden und das komplette Spiel auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad bewältigen kann, ohne einen einzigen Gegenstand einzustecken, den man nicht
kauft oder geschenkt bekommt oder im Sinne der Handlung mitnehmen muss.
Titan auf nackter Haut
Die spielerische Freiheit ist selbstverständlich ein wichtiger Teil der Formel „Deus Ex“ und nach Human Revolution verändert Eidos Montral wenig am grundlegenden Spielfluss, an Adams Fähigkeiten und seinem wesentlichen Arsenal. Wie gehabt unterhält er sich mit zahlreichen Personen, hackt Computer sowie elektronische Schlösser, kriecht durch Lüftungsschächte oder hebt Kisten, um hohe Vorsprünge zu erreichen und verborgene Durchgänge freizulegen. Seine Möglichkeiten sind zahlreicher als je zuvor. Sie führen ihn außerdem in neue Höhen, weil viele Areale mehrere Ebenen hoch sind oder die Simse des zweiten und dritten Stockwerks zusätzliche Wege öffnen.
Natürlich hängt die Anzahl der Zugänge davon ab, welche seiner Fähigkeiten man im Laufe des Abenteuers so steigert, so dass er schwere Kisten heben, gut geschützte Rechner knacken oder Laserschranken über mehrere Meter Entfernung deaktivieren kann. Die bevorzugte Spielweise sollte Wegweiser für die Entwicklung der Fähigkeiten sein – zu den coolen zählen die kurze Unsichtbarkeit oder der Ikarus-Sprung aus großer Höhe. Verstärkte Beine ermöglichen weite Sprünge sowie geräuschloses Laufen, während elektrische Geschosse bis zu vier Wachen gleichzeitig ausschalten.
Weniger zart Besaitete töten Gegner mit Wurfklingen oder einer augmentierten Faust, die Wände durchbricht. Wer Jensen häufig ins Feuergefecht schickt, sollte außerdem über die neue Titanlegierung nachdenken: ein starker Schutz, der ihn kurzfristig unverwundbar macht und wertvolle Sicherheitsmaßnahme gegen Feinde in Exoskeletten oder Kampfroboter.
Ich hatte es mir bereits vor längerer Zeit günstig gekauft.