Arthur Morgan ist auf den ersten Blick ein langweiliger Typ. Man kann ihm einen Bart wachsen lassen, ihn anders einkleiden, aber nicht an ihm herumdoktern. Gerade im Vergleich zum vernarbten John Marston aus Red Dead Redemption, der mit seinem verwegenen Äußeren eher dem Bild des gewieften Gesetzlosen entspricht, wirkt er mit seinem kantigen Kinn wie ein konventioneller Cowboy. Er könnte auch irgendwo Rinder hüten und als Familienvater auf einer Farm arbeiten. Aber er ist in diesem Jahr 1899 umgeben von Cholerikern, Mördern, Betrügern, Prostituierten, Geldeintreibern und Alkoholikern. Wie ist er bloß zum Mitglied der gefährlichen Dutch-van-der-Linde-Bande geworden?
In seinem Gürtel steckt ein Colt neben einer abgesägten Schrotflinte und einem Bowie-Messer. Er wirkt standhaft, mutig,
entschlossen. Aber es hört sich fast schon einfältig an, wenn er spricht. Und das sind meist Einzeiler, mit denen er seine Gefährten nicht gerade motiviert. Wer ist dieser mürrische Mann, der mit Gedanken und Zeichnungen sein Tagebuch füllt? Steckt doch mehr Weisheit in ihm als man meint? Es ist jedenfalls ein gelungener Kniff von Rockstar, dass man das Klischee des Revolverhelden nicht sofort bedient. Man fragt sich natürlich, was in diesem Arthur steckt und inwiefern man diesen Cowboy über seine guten oder schlechten Taten prägen kann.
Neugierig macht neben der Biographie und Entwicklung des Helden vor allem seine Beziehung zum Anführer Dutch. Eigentlich scheint zwischen ihnen alles klar, fast wie bei Vater und Sohn, denn Arthur wurde als jugendlicher Raufbold von ihm in die Bande aufgenommen, ausgebildet und in ihrem Sinne erzogen. Aber die Regie streut Fragezeichen aus wie Brotkrumen, denen man gedanklich folgen kann: Da sind die verblichenen Fotos von Arthurs wahren Eltern – wer waren sie? Dann gab es diesen ominösen Vorfall auf dem Boot, der nicht geklärt ist. Außerdem hat Dutch wohl irgendwo in der Stadt Blackwater, wo die ganze Bande gesucht wird, viel Geld gesichert, das allen gehört. Wann wird es abgeholt? Von Beginn an sorgt der extrovertierte Charakter mit seinen kleinen Geheimnissen und politischen Winkelzügen für einen angenehmen Kontrapunkt zum scheinbar gewöhnlichen Arthur. Dieser Dutch van der Linde vereint Väterliches und Wölfisches, kann Gentleman und Killer sein.
…der mit dem Wolf tanzt
Vor allem wenn es um die rivalisierende Bande der O’Driscolls geht, die während dieses über 60-stündigen Epos immer mal wieder auftaucht, kennt er kein Erbarmen und verliert schonmal seine Contenance. Und wie ein echter Yankee hat er immer
das Dollarzeichen im Auge. Sprich: Gibt es irgendwo Beute, wird sie auch gemacht – selbst wenn man am Ende über Leichen gehen muss. Gleichzeitig wirkt er wie ein fürsorglicher Herbergsvater, wenn er die von Hunger und Agenten der Regierung bedrohten Männer und Frauen im Intro durch einen Wintersturm im Mai des Jahres 1899 führt. Er hat Charisma und folgt seiner Vision. Aber man spürt auch, dass er zweifelt. In der Zuflucht hält er eine Rede, um die fragile Gemeinschaft, die gerade Tote und Vermisste zu beklagen hat, moralisch aufzurichten. Dieser Dutch könnte auch Politiker sein.
Man kann die Zerrrissenheit der Spätphase des Wilden Westens schon im Einstieg des ersten Kapitels spüren, für den sich Rockstar über zwei Stunden Zeit lässt. Da steht eine fast ausgestorbene Spezies von Anarchisten mit dem Rücken zur Wand, während die Zivilisation unaufhörlich näher rückt. Während sie dem archaischen „Code of the West“ folgen, diesem vagen Ehrenkodex, bei dem ein Mann sein Recht auch mit Gewalt durchsetzen kann, werden sie vom modernen Gesetz des Staates in Form der Pinkertons verfolgt – dem Vorläufer des FBI. Und überall sind die Vorboten der totalen Industrialisierung zu spüren. Wohin führt der Weg? Ist die Zeit der Outlaws vorbei? Wie soll die Bande weitermachen und an Geld kommen? Darüber sind sich nicht alle einig und Dutch scheint es mit seinen Versprechungen des geregelten Rückzugs in eine bessere Zukunft nicht immer ernst zu nehmen. Als er einen Zug überfallen will, regt sich der Unmut bei einigen und man spürt, dass die Autorität von Dutch auch von der Loyalität Arthurs getragen wird.
Heute ist wieder mal einer der Abende, an denen ich dasitze und über das Spiel nachdenke, obwohl ich es seit Sommer letzten Jahres nicht mehr gespielt habe. Ich habe damals nach Ende der Story monatelang gar nichts mehr spielen können, weil mir im Vergleich dazu alles schal vorkam... Shit, ich habe sogar nicht einmal den Epilog beendet damals
Ich sitze manchmal da und denke über Arthur nach, als ob er eine reale Person wäre - ich vermisse ihn dann sehr ^^
Daher nochmals danke an ihn für diese unvergessliche Reise und danke an Rockstar, auch wenn ihr in der letzten Zeit viel Bullshit abzieht, was ihr hier geschaffen habt, sucht imho seinesgleichen!
Die Frames sind leider nur 30, stimmt.
Dennoch sieht das Spiel auch heute noch einfach super aus, alleine das Licht.
Außerdem sind die Ladezeiten auf der PS5 sehr angenehm.
Unglaublich aber wahr: Ich habe in über einem halben Jahr noch kein PS4-Spiel in meine PS5 gepackt. Von Haus aus wird RDR2 nicht auf 60fps geboostet, oder? Gibt ja Listen, die beschreiben, welche PS4-Spiele auf der PS5 profitieren. Leider gehört RDR2 offensichtlich bisher nicht dazu. OK, kürzere Ladezeiten sind auch was.